Digitale Welten unserer Kinder
Bei der
Frage: „Wer von Ihnen benutzt whatsapp und Instagram?“ gingen noch fast alle
Hände des Publikums im Musiksaal des Wilhelmi-Gymnasiums nach oben. Bei „Wer
kennt tiktok?“ und „Wer kennt tellonym?“ reagierten fast alle Anwesenden mit
einem Schulterzucken – noch nie gehört. Genau deshalb wollte Katrin Weiser, studierte
Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin, bald mit Master in Medienbildung,
den Eltern und Lehrern die digitalen Welten ihrer Kinder bzw. Schüler und
Schülerinnen näherbringen. Wie sehr dieses Thema allen unter den Nägeln brennt,
wurde am zahlreich erschienen Publikum deutlich und so betonte auch die
Schulleitung, wie froh man sei, dass sich Katrin Weiser nicht nur mit diesem
Vortrag am Wilhelmi-Gymnasium engagiere, sondern auch sehr überzeugend in die
Medienbildung der 7. und 10. Klassen eingebunden sei.
Im Laufe des Abends
wurden die gerade bei den Kindern und Jugendlichen besonders aktuellen sozialen
Medien vorgestellt und dazu jeweils life ins Internet geschaltet, um quasi in
Echtzeit in die Rolle eines jungen Followers zu schlüpfen. Katrin Weiser
referierte dazu die wichtigsten Funktionsweisen und Trends, informierte über
Algorithmen und Konzerne, die hinter den Netzwerken stehen. Ein weiterer
Schwerpunkt des Abends war das Thema Influencer, zu dem nicht nur
aussagekräftiges Zahlenmaterial genannt wurde. Besonders interessant war für
die Mütter im Publikum ein Ergebnis zur „Weiblichen Selbstinszenierung in den
neuen Medien“ der MaLisa-Stiftung, welches deutlich macht, wie sehr die
populären weiblichen Influencer ein rückwärtsgewandtes Frauenbild ähnlich dem
der 50er Jahre transportieren, indem sie sich stets im häuslichen Umfeld bei
„typisch weiblichen“ Tätigkeiten (Ernährung und Kochen, Körperpflege,
Mutterrolle etc.), selbstverständlich in ausgeklügelter (Im-)Perfektion,
präsentieren. Männliche Influencer zeigen sich thematisch sehr viel breiter
aufgestellt, agieren aktiv in ihrem Umfeld und in der Natur – klassische
Rollenbilder 2019?
Katrin Weiser verstand es, ihren Vortrag sowohl unterhaltsam wie informativ zu gestalten und dem Publikum einen Einblick in die Internetaktivitäten der Jugendlichen zu gewähren, der vielen Erziehenden häufig fehlt. Das Fazit des Abends war dann auch nicht, den Gefahren, die das Internet durchaus bereit hält, durch Verbote zu begegnen, sondern dass es gilt, den Kindern und Jugendlichen bei ihren Streifzügen durch die digitalen Welten insofern zur Seite zu stehen, dass man eine Auge darauf hat, wie sich das eigenen Kind im Netz präsentiert und als Gesprächspartner bereit steht, wenn Bedrohliches auftaucht. Eine gewisse eigene Auseinandersetzung mit neuen Phänomenen ist dafür sicher die wichtigste Voraussetzung.
